Ohne Frischluft läuft gar nichts

Bei Wohnungsbränden entstehen hauptsächlich durch verbrennende Kunststoffe giftige Gase. Schon wenige Atemzüge führen zu Bewusstlosigkeit oder sogar zum Tod. Die wichtigste Aufgabe der Feuerwehr ist daher seit jeher die Menschenrettung. Damit die Feuerwehrleute Menschen auch in brennenden Gebäuden zur Hilfe kommen können, müssen sich die Einsatzkräfte vor dem Rauch schützen.

Dieses tun sie mit umluftunabhängigen Atemschutzgeräten. Eine Maske, die das Gesicht luftdicht abschließt, ist mit einer Druckluftflasche auf dem Rücken verbunden. In der Flasche befindet sich normale Atemluft und kein Sauerstoff, wie viele Menschen denken. Je nach körperlicher Anstrengung reicht die Luft darin für etwa 30 Minuten. Bei größeren Einsätzen und zahlreichen Trupps unter Atemschutz ist entsprechend auch für Nachschub und Betreuung zu sorgen.

In der Samtgemeinde Nenndorf übernimmt die Ortsfeuerwehr Helsinghausen/Kreuzriehe diese Aufgabe. Im Feuerwehrhaus Helsinghausen ist dazu der Geräteanhänger Atemschutz stationiert. Dieser enthält alle notwendigen Materialien, um bei Brandeinsätzen für die erste Versorgung mit frischer Atemluft zu sorgen.

In der Alarm- und Ausrückeordnung der Samtgemeinde ist festgelegt, bei welchen Einsatzstichworten der Geräteanhänger benötigt wird. Die Disponenten der Integrierten Regionalleitstelle Schaumburg/Nienburg lösen dann die digitalen Meldeempfänger – die „Piepser“ – der Feuerwehrleute aus.

 

Mit dem Mannschaftstransportwagen und dem Anhänger rücken die Ehrenamtlichen dann zur Einsatzstelle aus. Dort richten sie nach Rücksprache mit dem Einsatzleiter die Versorgungsstelle ein. Je nach Bedarf und Wetterlage wird zunächst ein Zelt aufgebaut. In 2017 hat die Feuerwehr zwei Schnelleinsatzzelte erhalten. Die 4×4 und 5×5 Meter großen Zelte werden mit Luft gefüllt und können bei Bedarf miteinander verbunden werden. Innerhalb weniger Minuten sind die Zelte aufgebaut und einsatzbereit.

Der Aufbau des alten Zeltes nahm selbst bei besten Bedingungen bis zu 20 Minuten in Anspruch und erforderte einen einigermaßen ebenen Untergrund sowie mindestens sechs Personen. „Die neuen Zelte sind einfach und flexibel einsetzbar. Bei Einsätzen, bei denen es schnell gehen muss, ist das ein großer Vorteil“, so Frank Schröder, stellvertretender Ortsbrandmeister der Feuerwehr Helsinghausen/Kreuzriehe.

Ihr relativ geringes Gewicht ermöglicht es, dass der Transport durch eine Person erfolgt. Die Taschen können sich die Feuerwehrleute wie einen Rucksack auf den Rücken schnallen. Die Seitenwände werden mit Reißverschlüssen eingesetzt und mit einem „Tunnel“ können beide Zelte miteinander verbunden werden. Die Sicherung erfolgt entweder klassisch mit Heringen im Untergrund oder mit wassergefüllten Schläuchen, die mit ihrem Gewicht das Zelt am Boden halten.

Im Inneren erfolgt dann die Versorgung der Atemschutzgeräteträger. Sie können Atemluftflaschen austauschen, sich mit neuen Atemschutzmasken ausstatten oder ausruhen und etwas trinken. Bei kalten Temperaturen kann zusätzlich eine Zeltheizung installiert werden.

Neben der Betreuung von Atemschutzgeräteträgern können in den Schnelleinsatzzelten vorübergehend auch Personen untergebracht werden, die beispielsweise wegen eines Brandes ihre Wohnung verlassen mussten.

Mit den Gerätschaften des Anhängers ist zudem eine grobe Reinigung der Einsatzkleidung möglich. Nachts sorgen ein Stromerzeuger und Beleuchtungsmaterial für ausreichende Helligkeit an der Einsatzstelle und auch im Versorgungszelt.

Bei größeren Schadenslagen, wie etwa 2015 beim Brand des ehemaligen Gasthauses Hattendorf in Kreuzriehe, ist der Anhänger nicht mehr ausreichend. Es ist nicht möglich, leere Atemluftflaschen wieder zu befüllen. Daher muss, spätestens wenn die 20 mitgeführten Flaschen leer sind, Ersatz beschafft werden. In der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Stadthagen ist der Gerätewagen Atemschutz der Kreisfeuerwehr stationiert. Dieser bringt dann zusätzliche Atemluftflaschen an die Einsatzstelle. Es ist auch möglich, diese vor Ort wieder zu befüllen.

Für die meisten Einsätze ist der Nenndorfer Geräteanhänger jedoch ausreichend. Bei zahlreichen Gelegenheiten hat er sich bewährt und Feuerwehrleute mit Atemluft versorgt. Auch für den Einsatzleiter ist es immer ein gutes Gefühl, wenn er die Versorgung mit Frischluft sichergestellt weiß.

 


Vorstellung des Geräteanhängers Atemschutz auf YouTube